2018 gedenken wir des Kriegsendes vor 100 Jahren. ResteFerwertung hat mit Kochen im Ersten Weltkrieg drei Kriegskochbücher herausgegeben, kommentiert und verglichen. Hier im blog werden in unregelmäßiger Folge Kriegskochbücher portraitiert.

Bayerisches Kriegskochbüchlein

hrsg. vom Bayerischen Verein für Wirtschaftliche Frauenschulen auf dem Lande
5. Auflage München [1916]
Größe 10×16 cm, Umfang 53 S.
Standort Staatliche Bibliothek Regensburg

Das Bayerische Kriegskochbüchlein ist ein kleines dünnes Heft mit einem grauen kartonierten Einband. Die Schrift ist Fraktur. Bis auf das Jugendstilornament auf dem vorderen Umschlag bleibt das Büchlein schmucklos. Auf der rückwärtigen Umschlagseite wirbt der herausgebende Verein für wirtschaftliche Frauenschulen dem Lande für seine weiteren Publikationen, u.a. für das Kochbuch für den Wanderhaushaltungsunterricht – nachfolgenden Generationen unter dem Titel Bayerisches Kochbuch bekannt. (Mehr dazu in: Biografie eines Kochbuchs).


Das Bayerische Kriegskochbüchlein enthält 109 nummerierte Rezepte in den Kapiteln Suppe, Satteßsuppen, Kartoffel-, Milch- und einige einfache Mehlspeisen, Fleischspeisen, Gemüse und Salate, Soßen, Einige Fischgerichte. Gebäck findet man nicht im Kriegskochbuch. Es war nicht die Zeit für Kuchen. Trotz der Mahnung im Vorwort – das Stiefkind der bayerischen Küche, Gemüse, habe andere Nahrungsmittel zu ersetzen – ist das gleichnamige Kapitel das schmalste: Die Theorie eilt der Praxis voraus. Auffällig für die altbayerische Küche sind die vielen Kartoffelrezepte: Kartoffelnudeln, Kartoffelschmarren, Kartoffelbreinocken müssen die beliebten Mehlspeisen ersetzen: Bei den geringen Mehlvorräten ist es vielerorts nicht mehr möglich, die so gesunden, schmackhaften Mehlspeisen herzustellen, an ihre Stelle müssen Kartoffelspeisen treten.

Zusammengestellt hat die Rezepte – Kochvorschriften genannt – die Kreiswanderlehrerin D. Eppner. In den Wanderkursen kochte man einfach und nicht aufwendig gutbürgerlich. Die Rezepte ließen sich schnell an die neuen sparsamen Verhältnisse anpassen. Zuspruch fand das Büchlein des renomierten Vereins nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten. Und so zog die einfache ländliche Küche in bürgerliche städtische Haushalte ein. Die Rabattangebote auf dem Titelblatt sprechen für eine große Verbreitung des Bayerischen Kriegskochbüchleins. Der Einzelpreis betrug 10 Pfennig, 100 Stück 8 Mark. 500 Stück 35 Mark. 1000 Stück 65 Mark.

Für die Propaganda sorgt das Vorwort von Emmy von Meinel, der Ehefau des Ritterordenträgers Wilhelm von Meinel. Sie vergleicht die Hausfrau mit dem Soldaten: Unsere Feinde trachten danach, wirtschaftliche Not, Lebensmittelmangel heraufzubeschwören. Dagegen müssen wir uns wehren mit allen Kräften, wie unsere Soldaten den feindlichen Angriffen gegenüber in der Feldschlacht und in den Schützengräben.
Nach den Rezepten folgen Ratgebertexte zum Anbau von Frühkartoffeln und Gemüse sowie zur Geflügelzucht. Das Büchlein schließt mit einwöchigen und vierzehntägigen Speisezetteln. Ich schließe das Portrait mit einem Rezept

58. Topfennudeln (weiße Käsenudeln).

Man braucht einen Hefeteig, in den Topfen mit einem Ei abgerührt (das Ei kann auch wegbleiben, Topfen mit Rahm statt dessen verrühren) hineingegeben wird, läßt den Teig 1 ½ Stunden stehen, sticht längliche Nudeln ab und bäckt sie im Fett heraus. Bei gesalzenen Topfennudeln ißt man Sauerkraut dazu. Zu Topfennudeln mit Zucker werden noch Weinbeeren in den Teig gegeben.

Bayerisches Kriegskochbüchlein, S. 23

Regina Frisch, Kochen im Ersten Weltkrieg. Drei Kriegskochbücher aus Bayern, Verlag Königshausen & Neumann Würzburg 2018. Zu den abgedruckten und kommentierten Kriegskochbüchern gehört das Bayerische Kriegskochbüchlein.