Kochbücher sind Ideen- und Ratgeber in der Küche und sie erzählen Geschichte(n). Das Kochbuch für die Tropen erzählt vom Kolonialismus. 1907 wurde es zum ersten Mal im Dietrich Reimer Verlag Berlin veröffentlicht.

Das Kochbuch erzählt vom Leben in den Tropen als deutsche koloniale Hausfrau. Eine solche war Antonie Brandeis über Jahre. Laut Titelblatt hat sie es „nach langjähriger Erfahrung in den Tropen und Subtropen zusammengestellt“. Sie nennt auch ihren Mädchennamen: Ruete und der führt uns nach Sansibar.

Die Mutter von Antonie Brandeis war Emily Ruete, die Mitte des 19. Jahrhunderts als Prinzessin Salama bint Said in Sansibar aufwuchs. Der Hamburger Kaufmann Rudolph Heinrich Ruete hatte geschäftlich auf Sansibar zu tun. Die Prinzessin und der Kaufmann verliebten sich, heirateten und zogen nach Hamburg. Nach wenigen Jahren als Kaufmannsgattin wurde sie früh zur Witwe und musste ihre drei kleinen Kinder und sich mittellos durchs Leben kämpfen. Ihre Autobiografie „Memoiren einer arabischen Prinzessin“ erschien1886 und bewegt noch heute.

Zurück zu Ihrer ältesten Tochter Antonie, die 1868 in Hamburg geboren wurde. Über ihre Kindheit und Jugend ist bisher wenig bekannt. Mit 30 Jahren heiratete sie Eugen Brandeis und zog mit ihm nach Jaluit auf die Marshallinseln, damals eine deutsche Kolonie. Er arbeitete dort als Landeshauptmann für die deutsche Kolonialverwaltung.

Antonie brachte zwei Töchter auf Jaluit zur Welt. Sie interessierte sich nicht nur für ihren Haushalt sondern beobachtete das Leben der kolonisierten Einheimischen. Zum Bestand des Museums für Völkerkunde in Freiburg (heute Museum Natur und Mensch) gehört die Sammlung Eugen Brandeis, die tatsächlich wohl von Antonie zusammengetragen wurde. Als sie 1907 das Kochbuch für die Tropen schrieb, war sie bereits wieder in Hamburg und geschieden. Ihre Erlebnisse und Eindrücke in der Südsee veröffentlicht sie in mehreren Beiträgen für koloniale Zeitschriften. Während der Weimarer Republik beteiligte sie sich an der Konzeption der Kolonialen Frauenschule in Rendsburg. 1945 starb sie.

Soviel die Zusammenfassung dessen, was von Antonie Brandeis, geb. Ruete bekannt ist. Über ihre Kindheit und Jugend ist es nicht viel. Wo ging sie zur Schule, hat sie eine Ausbildung genossen? Wo und wie lebte sie in späteren Jahren? Auskunft über die Person Antonie Brandeis geben ihre Texte. Die zeugen von Autonomie, Selbstbewusstsein, Interesse und Dünkel gegenüber den Einheimischen in den Kolonien.

Neben den vier Auflagen von Kochbuch für die Tropen (1907, 1913, 1930, 1939) veröffentlichte Antonie Brandeis:

Das Gesicht im Mond. Ein Märchen der Nauruinsulaner. In: Ethnologisches Notizblatt hg. von der Direktion des Königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin, 3/1904, S. 111–114.

Ethnographische Beobachtungen über die Nauru-Insulaner. In: Globus, Bd. 1907, S. 57–62, 73-78.

Nauru. In: Deutsche Kolonialzeitung, 25/1908, S. 599f.

Südsee-Bilder. In: Koloniale Zeitschrift 3/1902, S. 191, 210, 229.

Südsee-Erinnerungen. In: Deutsche Kolonialzeitung, 25/1908, S. 6f, 20ff, 36ff.

Von den Marshall Inseln. In: Deutsches Kolonialblatt, 11/1898, S. 248f.

Koloniale Frauenschule in Rendsburg. In: Der Kolonialdeutsche 6/1926, S. 261.

Quelle u.a.: Als Freiburg die Welt entdeckte : 100 Jahre Museum für Völkerkunde ; [Sonderausstellung zur Hundertjahrfeier der Museen für Naturkunde und Völkerkunde Freiburg vom 31. März bis 26. Oktober 1995]