Deutsches Kriegskochbuch

und Anleitung zum Gemüsebau
für den eigenen Haushalt
Herausgegeben von irgend einer Deutschen

Frauen-Verlag Jena
1915
Druck der Spamerschen Buchdruckerei Leipzig
Schrift Fraktur
ca. 12 x 18 cm, Broschur, Umfang 160 S.
Standort Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Signatur Krieg 1914/1891

Das Exemplar wurde sekundär in Halbleinen gebunden. Der Pappeinband leuchtet kräftig flaschengrün. Das Titelblatt schmückt ein Jugendstilemblem und ein umlaufendes Zierband. Der Preis ist unbekannt, die Schrift Fraktur.

Es ist die erste Widmung einer Autorin in einem Kriegskochbuch, die ich finde: Eine Anonyma wendet sich an das jüngeste Kind und einzige Tochter Kaiser Wilhems II., Viktoria Luise (1892-1980),

Ihrer Königlichen Hoheit 
der Herzogin Victoria Luise von Braunschweig
der deutschen Frau und Kaisertochter
ist dieses Buch verehrungsvoll zu Händen gegeben 

Die Autorin nennt die Kaisertochter eine deutsche Frau und sich selbst irgend eine deutsche Frau. Im Krieg sind alle gleich, soll das wohl heißen. Demokratisch zu verstehen war es sicher nicht.

Nach dem kriegerischen Vorwort, in dem vom Hungerkrieg der Engländer die Rede ist und die Hausfrauen mit der Parole Laßt nicht die Not über uns siegen, damit wir unbesiegbar bleiben unter Druck gesetzt werden, folgt der seitenreiche Rezeptteil. Die Kapitel lauten: Suppen, Fischgerichte, In einem Topf, Gemüse, Kartoffelgerichte, Salate, Pilzgerichte, Mischgerichte von Fleisch, Soßen, Braten und Geflügel, Zubereitungen aus Obst, Mehl-, Eier und Milchspeisen. Die Rezepte trennen Zutaten nicht von der Zubereitung und so schließt die Krautsuppe mit der Anmerkung Natürlich läßt sich Krautsuppe, wenn keine Gemüsereste vorhanden sind, ebenso von frischgekochtem Gemüse herstellen. Demnach sind Reste die erste Wahl! Bemerkenswert.

Entsprechend der regionalen Küche werden im Suppenkapitel herzhafte und süße Suppen nebeneinander angeboten. Der Wildsuppe folgt die Apfelsuppe (im Winter warm und mit Kastanieneinlage) und der Hagebuttensuppe die Schwarzbrotsuppe mit Kümmel. Für einen süddeutschen Gaumen ungewohnte Freuden.

Nicht unerwähnt bleiben darf das Kapitel Kartoffelgerichte im Kochbuch. Sie werden nämlich kaum in einem Lande stiefmütterlicher behandelt als bei uns in Thüringen (ist hier zu ergänzen). Dementsprechend ausführlich sind die Rezepte geschrieben. Das zu den Bratkartoffeln beginnt mit den Worten Wie sie nicht gemacht werden sollen und doch überall gemacht werden …. Auf mehr als einer Seite wird das falsche und das richtige Braten der Kartoffeln und passende Beilagen beschrieben. Das Beispielrezept am Ende dieses Kochbuchportraits verwendet demnach auch Kartoffeln. Doch vorher muss noch auf die ausführlichen die Jahreszeiten berücksichtigen Wochenspeisezettel hinwiesen werden und den Vorschlägen für zwei Dutzend Abendessen ohne Brot, den Listen mit fleischlosen Mittagessen, der Anleitung zum Gemüseanbau, dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis mit Rezepten und endlich – last but not least – dem Sachregister. Dieser vorbildliche Anhang ermöglicht guten Zugriff auf die überschaubare Anzahl von Rezepten im Kriegskochbuch der unbekannten Deutschen aus Jena.

Und hier das angekündigte Kartoffelgericht. Es heißt Zampe. Der Name sei auf das italienische zampa zurückzuführen. Es ist eine thüringisch-italienische Kartoffelbreivariante von 1915! Lesen Sie selbst das Beispielrezept im Original:

Deutsches Kriegskochbuch und Anleitung zum Gemüsebau für den eigenen Haushalt, S. 50